Hintergrundinformationen
Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien erfordert zur Gewährleistung der Versorgungsicherheit den Aus- und Neubau von Stromnetzen.
Konventionelle Großkraftwerke wurden häufig in der Nähe von oder direkt in Ballungszentren errichtet, wo große Strommengen für Gewerbe, Industrie und Haushalte benötigt werden. Die Nähe ermöglicht kurze Leitungswege, welche die Übertragungsverluste reduzieren. Zudem befinden sich Großkraftwerke häufig an Flüssen. Zum einen kann der Primärenergieträger (z.B. Kohle) per Schiff relativ kostengünstig und in großen Mengen zum Kraftwerk transportiert werden, zum andern wird das Flusswasser für Kühlzwecke benötigt.
Konventionelle Großkraftwerke erzeugen permanent Strom, sind in der Leistungsabgabe aber relativ träge. Sie können auf Lastspitzen nicht ausreichend schnell reagieren. Sie dienen daher der Sicherung der Grundlast. Zur Abdeckung von Lastspitzen werden ergänzend flexibel und schnell steuerbare Gaskraftwerke betrieben.
Regenerative Stromproduktion hingegen fluktuiert, d.h. der Strom wird nicht permanent produziert, sondern dann, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht. Die Zeiten der Stromproduktion können sich von den Zeiten des Stromverbrauchs unterscheiden. Zu besonders wind- oder sonnenreichen Zeiten kann es daher zu einer Überlastung des Stromnetzes kommen, sodass Wind- bzw. Photovoltaik-Anlagen vom Netz genommen werden müssen. Zudem liegen die Regionen hoher Produktion in Nord- und Ostdeutschland, die Regionen hohen Verbrauchs aber in West- und Süddeutschland. Derzeit fehlen aber die notwendigen Kapazitäten im Übertragungsnetz, die den Strom bei hoher Produktion und geringem Verbrauch im Norden und Osten in ausreichendem Umfang in die wirtschaftlichen Ballungszentren im Süden und im Westen leiten.
Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung steigen. Entsprechend müssen die Netze grenzüberschreitend ausgebaut und stärker miteinander verknüpft werden, um die Energieversorgung gesamteuropäisch zu sichern.
Ausbaubedarf gibt es auf allen Netzebenen. Die Übertragungsnetze der vier Betreiber 50Hertz Transmission, Amprion, TenneT TSO und TransnetBW (für Baden-Württemberg) transportieren den Strom mit der Höchstspannung von 220 kV bis 380 kV (Kilovolt) über weite Strecken zu den Verbrauchsschwerpunkten. Die Verteilnetzebene mit Hoch-, Mittel- und Niederspannungsebenen werden bundesweit von rund 890 Netzbetreibern betrieben, davon rund 100 in Baden-Württemberg (Stand 05/2021 MaStR). Sie verteilen den Strom immer feingliedriger bis zum Endverbraucher.
Quellen:
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Energiewende Baden-Württemberg: Versorgungssicherheit Folge 4 - Netzausbau
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Bundesnetzagentur: BBPlG, Vorhaben 2: Osterath - Philippsburg (Ultranet)
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Bundesnetzagentur: BBPlG, Vorhaben 3: Brunsbüttel - Großgartach (SuedLink)
Weiterlesen im Kapitel "Netzausbauplanung Übertragungsnetz"
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