Projektbeschreibungen
Passiv-Hochhaus Bugginger Straße Freiburg
Hochhaussanierung im Passivhausstandard in der Bugginger Straße 50
Projektträger | Projektstandort | Kontakt | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Freiburger Stadtbau GmbH | Freiburg im Breisgau |
|
Beschreibung
Ziel/Auslöser für das Projekt
- Instandhaltungsstau
- steigende Mieten durch auslaufende Bindungen
- steigende Energiekosten
- Förderprogramm Soziale Stadt
Projektbeschreibung
Nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit haben im April 2011 die ersten Mieter das sanierte 16-stöckige Hochhaus im Stadtteil Weingarten bezogen. Es ist bundesweit das erste Projekt einer Rundumsanierung eines Hochhauses aus den 1960er Jahren auf Passivhausstandard. Die Mieter sparen rund 80 % der Heizenergie ein; und jährlich werden etwa 57 t CO2 eingespart.
49 Wohnungen wurden ohne zusätzlichen Flächenverbrauch geschaffen.
Die Bugginger Straße 50 ist Teil des laufenden Sanierungsprogramms "Weingarten West", das die Sanierung von rund 1.300 Wohnungen im Quartier bis 2020 zum Ziel hat. Eine der zahlreichen energetischen Maßnahmen ist die mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) errichtete Photovoltaik-Anlage mit einer Gesamtleistung von 25 kWp. Weitere Sanierungsmaßnahmen sind die Wärmedämmung der Fassade, dreifach verglaste Fenster, eine neue Niedrigtemperaturheizung und eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Im August 2009 hatte die Freiburger Stadtbau FSB mit der Komplett-Sanierung des Hochhauses begonnen, das dafür bis auf die Betonkonstruktion entkernt worden war. Insgesamt kostete der Totalumbau auf Passivhausstandard rund 13,44 Mio. Euro. Über das Programm "Soziale Stadt" fördern Bund und Land den Umbau mit 2,8 Mio. Euro und die Stadt Freiburg mit 1,9 Mio. Euro. Durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie wird die Sanierung mit knapp 1 Mio. Euro Begleitforschung im Rahmen des Programms "Energieeffiziente Stadt" gefördert.
Mit der Sanierung auf Passivhausstandard entschied sich die FSB für die umweltfreundlichste Variante. Die Optimierung der Wohnungsgrundrisse erhöht die Wohn- und Nutzfläche in dem 16-geschossigen Hochhaus auf 8.130 m². Durch die optimalen Wärmedämmungen und die veränderten Grundrisse werden die Bewohnerinnen und Bewohner bares Geld sparen: Die veränderten Grundflächen der Wohnungen und die durch die energetische Sanierung sinkenden Betriebskosten fangen die modernisierungsbedingte Anpassung der Kaltmieten größtenteils auf. Für die Mieterinnen und Mieter bedeutet das, dass sie bei einer nahezu unveränderten Warmmiete (= Kaltmiete plus Nebenkosten für Heizung und Warmwasser) in einer neu sanierten Wohnung mit Neubaustandard leben. Das Passivhaus kommt dank der optimalen Dämmung der Wände, Decken und Fenster mit einem Minimum an Heizenergie im Vergleich zu konventionellen Häusern aus. Da auch die Wärme aus der Abluft genutzt wird, können bei umsichtigem Heizverhalten der Mieter bis zu 80 % der Heizenergie eingespart werden. Dies entspricht einer finanziellen Einsparung von rund 51 Cent pro Monat und Quadratmeter. Im Jahr beträgt die Einsparung in einer 70 m² großen Wohnung 428 Euro. Die veränderten Wohnungszuschnitte und die sinkenden Nebenkosten ermöglichen es der FSB die Bruttomiete gering zu halten. So soll auch für Haushalte mit schmalem Geldbeutel die Miete tragbar bleiben.
In das Erdgeschoss ziehen mehrere soziale und kirchliche Institutionen ein: Die Quartiersarbeit Weingarten-West des Forum Weingarten 2000, ein Nachbarschaftstreff des Kinder- und Jugendzentrums des Diakonievereins der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Weingarten e.V., und die Pfarrerin der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, die von der Bugginger Straße aus ihre Arbeit für den Stadtteil aufnehmen.
Erstmals erprobt wird auch ein Concierge-Service für die Mieterhaushalte: Drei Mitarbeiter sind von Montag bis Sonntag von 8 - 12 Uhr und von 18 - 22 Uhr im Wechsel vor Ort. Der Concierge soll auf die Sauberkeit im Gebäude und die Einhaltung der Hausordnung achten. Außerdem bekommen die Bewohner des Passivhochhauses nach der Einweihung Besuch von so genannten "Sparfüchsinnen". Die Beraterinnen informieren die Mieter über die Energie-Einsparmöglichkeiten im Haus und geben praktische Tipps für den Umgang mit den technischen Einrichtungen.
Technisches Konzept
Thermische Hülle nach PHPP. Heizwärme und Brauchwasserwärme aus Fernwärmenetz (gasbetriebenes BHKW mit Primärenergie-Faktor 0,24). Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Pufferspeicher für Warmwasser.Nutzen
- CO2-Einsparung p.a. (in CO2-Äquivalenten): ca. 57 t
- Energieeinsparung p.a.: 80 %
- Kosteneinsparung (70 m² Whg.): 428 Euro/a
Kosten
- Gesamtkosten, Kostengruppen 200 - 700: 13,44 Mio. Euro
- Wohn- bzw. Gewerbefläche: 1.660 Euro/m²
- Kosteneinsparung (70 m² Whg.): 428 Euro/a
- Förderung:
- Soziale Stadt, davon 60 % Bund/Land + 40 % Kommune: 4,75 Mio. Euro
- Eneff. Stadt: 0,9 Mio. Euro
Hinweise für Nachahmer
Bei der Grundrissgestaltung aus Kostengründen so wenige Eingriffe in die Substanz wie möglich vornehmen. Sommerlichen Wärmeschutz ausreichend beachten.Auszeichnung
- 2009: Silbermedaille beim bundesweiten Wettbewerb "Energetische Sanierungen von Großwohnsiedlungen" für Sanierung Weingarten West.
- 2013: Sonderpreis beim Wettbewerb "Prom des Jahres"
Kenndaten
Allgemeine Informationen | |
---|---|
Straße | Bugginger Straße 50 |
PLZ | 79114 |
Ort | Freiburg im Breisgau |
Baujahr | 1960 |
Umbauphase | 2009 - 2011 |
Beheizte Fläche | 8.130 m² |
Photovoltaikanlage | 25 kWp |
Jahresstromproduktion | ca. 25.000 kWh |
Weitere Angaben | |
---|---|
Energieeinsatz vor Projektbeginn | 70 kWh/m²a Heizwärme 24 kWh/m²a Warmwasser |
Energieeinsatz nach Umsetzung | 17 kWh/m²a Heizwärme 28 kWh/m²a Warmwasser |
CO2-Emissionseinsparung | 52 kWh/m²a Primärenergie |
Bildnachweis: Csaba Deli/123rf.com - außer: ggf. Projektbilder s. Kontakt